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【中德留学45年】我的留学故事(七):刘帼轶

发布者: [发表时间]:2018-04-13 [来源]:

【中德留学45年】我的留学故事(七):刘帼轶

2017年5月24日,中德高级别人文交流对话机制首次会议在北京召开。由国家留学基金管理委员会和德意志学术交流中心(DAAD)共同举办的“学习互鉴、文化交融——中德留学45年”是此次会议的重要配套活动。活动邀请了中德各5名留学人员代表作为发言嘉宾,他们都是中德两国建交以来不同时代中国赴德或德国来华留学人员的代表。他们与大家一起分享了他们的留学故事,从不同的视角展现“留学”在促进中德人文交流中不可替代的重要作用。

刘帼轶,2003年至2008年由国家留学基金委和DAAD联合资助留学德国,在科隆大学音乐学院系统音乐学专业攻读博士学位,现为中央新闻纪录电影制片厂(集团)导演。

图为刘帼轶

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich heiße Liu Guoyi und bin eine Dokumentarfilmregisseurin am Zentralen Nachrichten Dokumentarfilmstudio. Nachdem ich bereits zu arbeiten begonnen hatte, hatte ich das große Glück, ein Stipendium des DAAD im Verbund mit CSC zu erhalten und von 2003 bis 2008 am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Köln ein Doktorandenstudium absolvieren zu können. Meine Doktorarbeit beschäftigte sich mit Filmmusik. Immer wenn ich mich an diese fünf Jahre erinnere, an die Menschen, die ich getroffen und die Dinge, die ich erlebt habe, dann ziehen diese Bilder wie Filmszenen an meinem inneren Auge vorbei. Heute möchte ich zwei Szenen mit Ihnen teilen.

In der ersten Zeit in Deutschland fiel ich in einen unvermeidlichen Zustand der Einsamkeit und Hilflosigkeit, was mit meinen begrenzten Sprachkenntnissen und der fremden Kultur zu tun hatte. In dieser Zeit hatte ich einige Vorbehalte gegen Deutsche. Oft beklagte ich mich bei Freunden und Familie in China, dass die Deutschen so außerordentlich kalt seien. Nur selten sah ich ihre hilfsbereit ausgestreckten Hände. Mein Alltag verlief damals so: Mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen verlies ich das Wohnheim, und wenn ich zurückkehrte und die Tür hinter mir schloss, brach ich in Tränen aus. Mit dieser äußerlich starken Haltung wurden meine Probleme und Schwierigkeiten immer größer. Schließlich betrat ich das Büro von Frau Schädlich, die im DAAD-Büro für die chinesischen Studierenden zuständig war. Geduldig hörte sie sich meine Klagen an und sagte dann: „Eigentlich gibt es um dich herum sehr viele nette Deutsche, die sehr gerne helfen würden. Aber so wie du jetzt auftrittst, denken sie entweder, du brauchst gar keine Hilfe, oder sie wollten dir helfen, wissen aber nicht genau, wo sie ansetzen sollen. Sie verwendete ein Sinnbild und sagte, ich solle meinen Ballon mit der angestauten Luft mit einer Nadel anpieksen und die Luft rauslassen, und dann mein wirkliches Ich zeigen und den Menschen in meiner Umgebung von meinen Schwierigkeiten und meinem Wunsch nach Hilfe erzählen.  Schau mal, ob sich dann vielleicht etwas in deinem Leben ändert?

Dieses Gespräch hatte eine Profunde Wirkung auf mein Leben. Von nun sagte ich meinen Kommilitonen, dass ich mich sehr einsam fühlte, und ob sie nicht mit mir plaudern und oder rausgehen würden, um gemeinsam Sport zu treiben? Manchmal wenn ich spät aus der Uni kam und Angst davor hatte, den dunklen Heimweg alleine zu gehen, fragte ich andere Studenten, ob sie einen kleinen Umweg machen und mich begleiten könnten. Wenn ich beim Studium auf Schwierigkeiten traf, vergrub ich mich nicht mehr in meinen Zimmer sondern ging raus und suchte Unterstützung. Nachdem ich also den Menschen um mich herum immer offener und ehrlicher meine Gefühle schilderte, und im Umgang meine natürliche und echte Persönlichkeit zeigte, erlebte ich zunehmend die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der anderen. Der Druck, der auf mir gelastet hatte, wurde kleiner, und mein Zustand wurde auch natürlicher und entspannter. Nach diesen Erfahrungen änderte sich meine Einstellung gegenüber den Deutschen und ich wurde ebenfalls toleranter und großzügiger.

Das deutsche Bildungssystem habe ich sehr genossen. Unter der Anleitung von Prof. Uwe Seifert konnte ich viele Grenzen durchstoßen,  sowohl zwischen gut und schlecht als auch zwischen richtigen und falschen Einschätzungen. Dabei habe ich voll und ganz das Gefühl der wissenschaftlichen Freiheit genossen. In den wöchentlichen vom Professor geleiteten Doktorandenkolloquien habe ich Schritt für Schritt gelernt, was es heißt zu diskutieren. Wenn ich anfangs einen Beitrag leistete, wurde ich danach von allen Seiten mit Fragen bombardiert. Meine erste Redaktion war „Angriff“, ich muss angreifen. So habe ich dann emotional und aufgeregt jede einzelne Frage „angegriffen“. Wenn ich dann aber zuhause weiter an meiner Dissertation gearbeitet habe, haben mich viele der Fragen zum Nachdenken gebracht. Sie bildeten neue Zusammenhänge, die mir neue Positionen und Blickwinkel ermöglichten. So wurde mir mit der Zeit klar, dass jede Frage bei den Kolloquien von Bedeutung war und ich eigentlich jedem Fragesteller zu Dank verpflichtet war. Jede Frage eröffnete der Reflexion ein neues Fenster.  So lernte ich nach und nach bei den Diskussionsrunden, alle Fragen ruhig und objektiv entgegen zu nehmen, dankbar für die Absicht dahinter. Noch später lernte ich auch einige rhetorische Methoden und Kniffe, zum Beispiel, wie ich in meinen Beiträgen auf die Beiträge anderer Bezug nehmen kann, wie man andere Redebeiträge unterbrechen und wie man eine andere Meinung ausdrücken kann. Ich persönlich bin der Ansicht, wenn man die Bedeutung des Wortes „diskutieren“ versteht, dann hält man auch einen kleinen Schlüssel zum Verständnis der deutschen Gesellschaft in der Hand, der die Tür zur korrekten Kommunikation öffnet.

Ein deutsches Sprichwort lautet: Die Berge kommen nicht zusammen, wohl aber die Menschen. Der wichtigste Austausch auf der Welt ist der zwischen Menschen und das Ziel ist das Verständnis. Die Folge von Verständnis oder verstehen sind Toleranz und Nachsichtigkeit.

Der größte Ertrag meines fünf Jahre währenden Auslandsstudiums mit seinen Phasen des Missverstehens und Missverstandenwerdens ist für mich, dass ich immer hoffe, anderen Menschen helfen zu können, weil ich mich zeitweise selbst so sehr nach Unterstützung von anderen Menschen gesehnt habe. Ich erinnere mich oft daran, dass ich mich in andere Menschen hineinversetzen sollte. Wenn man also eine Sache oder ein Ereignis oder eine Person und ihr Verhalten nicht versteht, sollte man daran denken, dass es vielleicht Gründe dafür gibt, die man nicht kennt.

In meiner Arbeit, also beim Drehen von Dokumentarfilmen möchte ich den Zuschauern keine Standardantwort geben, sondern sie zum Nachdenken anregen und dazu, Fragen und Probleme selber zu ergründen. Neben dem Filmen engagiere ich mich auch sehr gerne im Bildungsbereich, sei es in der Universität oder in der Grundschule, und zwar weil mich der Bildungsbereich in Deutschland so tief und positiv beeinflusst hat. Gerne möchte ich meine Erfahrungen an alle weitergeben, die davon profitieren können.

Vielen Dank!

( Übersetzung von Maja Linnemann  )